Wo bleibt der Wille, Leben zu retten?

Eigentlich… werden wir momentan ziemlich oft aufgerufen, in Zeiten räumlicher Distanzierung menschliche Solidarität walten zu lassen. Und es geht um nichts Geringeres als um die Rettung von Menschenleben.
Ziemlich unbemerkt geht indessen das Sterben vieler Menschen
auf dem Mittelmeer weiter. Seit der Corona-Pandemie sind manche Menschenleben noch weniger als vorher wert: Nach einem Bericht von Monitor verhindert die EU systematisch die Rettung von in Seenot geratenen Flüchtlingen und ihre Rettungsrufe werden ignoriert. Flüchtlinge werden gezwungen, nach Libyen zurückzukehren, wo sie in Lagern gefangengehalten werden. Für manche bedeutet dies den Tod.
Ziemlich unbemerkt gilt das Recht auf Kindeswohl nicht für
jedes Kind: Einige EU-Länder haben sich nach wochenlangem Ringen geeinigt, 1.600 Kinder aus den Lagern der griechischen Inseln aufzunehmen – davon sollen 350 Kinder nach Deutschland einreisen dürfen. Doch im Zuge von Corona werden selbst niedrige Zahlen ins Stocken gebracht: Bisher sind es lediglich 47 Kinder, die Mitte April nach Deutschland gebracht wurden. Beschämende Zahlen angesichts von 14.000 Kindern, die auf den griechischen Inseln in den Lagern ausharren. Auf engstem Raum, ohne geeignete Hygienemaßnahmen, ohne adäquate Behandlung im Falle einer Ansteckung.
Eigentlich werden wir in diesen Tagen ziemlich oft zu menschlicher Solidarität aufgerufen. Tatsächlich werden wir ziemlich unbemerkt zu
Mitwissern von Verbrechen und von unvorstellbarem Leid. Lasst uns keine Grenzen der Solidarität ziehen. Lasst uns TATsächlich solidarisch sein.
Ein Beitrag von Andrea Lauer
Zum Weiterlesen:
Flüchtlingsrat NRW e.V.: Schnellinfo 05/2020
Der Tagesspiegel: Deutschland nimmt Geflüchtete aus Lesbos auf. Warum es bei 47 Kindern geblieben ist – und das für Streit sorgt
(28.05.2020)
In der ARD-Mediathek: Monitor – Sterben im Mittelmeer: Europas Rückzug bei der Seenotrettung (28.05.2020)
Unterstützen und spenden: Sea-Watch e.V.
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